Verfasserin: Jutta Werdes (Quartiersrätin)

Das Bewohner*innenteam der Bülow 94 hat in den vergangenen Monaten viel unternommen, die Verbesserung ihrer Wohnsituation zu erwirken). Es wurden Briefe an Entscheidungsträger*innen in Politik, Verwaltung und Gewobag, dem Vermieter dieses Seniorenwohnhauses, geschrieben. Darunter waren auch eine schriftliche Anfrage an den Senat und eine mündliche an die BVV.  Eine Webseite wurde online geschaltet mit Bildern zu der menschenunwürdigen Situation im Haus, die Presse wurde eingeladen, die wiederholt über die Bülow 94 berichtete. Parallel zum Kiezfest der Berliner Leben vom 17.- 19. September in der Bülowstraße protestierten Bewohner*innen öffentlich gegen die menschenunwürdige Situation in ihrem Haus und machten zudem auf die schwierige Situation von Obdachlosen, Prostituierten und Drogenkonsumierenden aufmerksam, die zunehmend keinen geschützten Raum für sich im Kiez finden und in Wohnhäuser eindringen.

Auch der QR hat die Gruppe unterstützt und eine Quartiersratssitzung mit Vertreter*innen der Gewobag, des Bezirks, der Politik und sozialen Trägern zur Situation in der Bülow 94 aber auch zu der sich verschlechternden Problemlage im Kiez hinsichtlich Obdachlosigkeit, Drogenkonsum und Prostitution organisiert. Es wurde ein gemeinsames Gespräch zwischen der Leitungsebene der Gewobag, Mieter*innen und Entscheidungsträger*innen im Bezirk angeregt.

Es scheint, dass sich der Protest der Bülow 94 gelohnt hat!

Bei einer dann von der Gewobag organisierten Gesprächsrunde Anfang Oktober unter Beteiligung der Staatssekretärin für Wohnen des Berliner Senats, der Bürgermeisterin von Schöneberg, des Stadtrats für Bildung, Kultur und Soziales, der Leitungsebene der Gewobag, der Bewohner*innengruppe, des Mieterbeirats, der Stadtteilkoordination und des QRs wurde die Situation im Haus als auch im Kiez besprochen und nach Lösungen gesucht, um die Wohnsituation für die Bewohner*innen der Bülowstraße 94 nachhaltig zu verbessern. Die Mieter*innen hatten einen Katalog an Forderungen präsentiert, der Punkt für Punkt behandelt wurde. Bei vielen Forderungen ist die Gewobag auf die Mieter*innen zugegangen und hat eine Verbesserung der Kommunikation und konkrete Abhilfe bei baulichen Problemen zugesagt. Für die Mieter*innen war es sehr wichtig, dass insbesondere die Verlängerung des Sicherheitsdienstes bis Ende März 2022 in Aussicht gestellt wurde.

Beim Thema Obdachlosigkeit, Prostitution und Drogenkonsum ist der Bezirk seit langem bemüht das Problem in den Griff zu kriegen, jedoch passiert nach Meinung vieler Anwohner*innen zu wenig. Auch hier hat der Widerstand der Mieter*innen der Bülow 94 einen Beitrag geleistet, dass nun merklich mehr unternommen wird.

Im November öffnet die Kältehilfe in der Kurmärkischen Str. 1-3 für 30 Obdachlose ihre Türen. Neben Schlafplätzen wird es auch Duschen, Toiletten und andere Unterstützungsleistungen geben.  Der Drogennotdienst kündigt an, dass ein Kontaktraum für Drogenabhängige am Nollendorfplatz eingerichtet wird und im November/Dezember eine Infoveranstaltung dazu stattfindet. Wenn dort auch sanitäre Anlagen, Strom zum Laden der Handys und andere Hilfsmittel zur Verfügung stehen, wäre es für Drogenabhängige nicht mehr nötig, Zuflucht in Wohnhäusern zu suchen.

Schließlich scheint der Bezirk mit einem sozialen Träger ein Nachtcafé in der Bülowstraße zu planen, das den Prostituierten einen Raum zum Aufwärmen, aber auch sanitäre Anlagen bietet. Im Moment wird noch nach Räumlichkeiten gesucht. Auch wäre es für die Kälteeinrichtung in der Kurmärkischen Straße gut, wenn mehr Duschen zur Verfügung ständen. Vielleicht sollte sich der Bezirk Duschcontainer vom leer stehenden Tempelhofer Flüchtlingslager für die Wintermonate an die Kältehilfe ausleihen.

Niedrigschwellige aufsuchende Beratung wird vorerst intensiviert. Wie dies aber in Zukunft mit sinkenden Budgets für Soziales bewerkstelligt werden kann, bleibt abzuwarten.

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